Sommernachtstraum II

Eine von den Wenigen, die sich in mein Leben verirrt hatten, war ein Mädchen, welches ich in der 7. Klasse kennenlernen durfte. Ich saß allein auf der Fensterbank und schaute auf dem Pausenhof den Schülern zu, die mit vollem Elan und Bewegung ihre ganze Energie in der Pause verbrauchten, während ich allein meinen Gedanken nachhing. Zwei meiner Klassenkameraden erwischte ich dabei, wie sie sich den Ball zupassten und das Tor anvisierten. Eine Gruppe von Mädchen, die mir immer ein Rätsel bleiben würden, sah ich in einer Ecke tuscheln und mit dem Finger auf andere zeigen. Wieder andere standen an der ewig langen Schlange in der Kantine in der Hoffnung noch vor Pausenende ein belegtes Brötchen ergattern zu können.

Es war ungewöhnlich, dass sich in der Pause jemand außer mir in den Klassenzimmern aufhielt. Die Lehrer kontrollierten schließlich regelmäßig, dass wir die Klassenzimmer verließen, um genug in Bewegung zu bleiben. Als ich mich umdrehte, hatte sie sich an den Tisch vorgebeugt, um ihre Tasche aufzuheben. Sie hatte wohl ihre Tasche vergessen. Ihr langes kastanienbraunes Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie sich runterbeugte. Sie trug ein ärmelloses, knielanges, weißes Sommerkleid mit Spitze Verzierungen. Das Kleid war leicht tailliert und betonte ihre schlanke Figur. Als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete, schaute sie auf und lächelte verlegen. Ich bemerkte, dass sie ein Pony hatte, welches sie seitlich trug. Ihre grünen Augen und ihre blasse Haut hatten etwas Elfenartiges. Es kam selten vor, dass Menschen für mich interessant wurden, aber ihre Ausstrahlung und ihr Lächeln hatten mich dazu bewegt aufzustehen und sie zu grüßen. Noch heute erinnere ich mich an ihr Lächeln und den frischen Wind an einem schönen Sommertag.

Sommernachtstraum

„Seit ich denken kann, zog ich die Einsamkeit vor. Die schönste aller Welten war die, die ich mir selbst erschaffe. Tief in meiner Gedankenwelt führte ich das Leben, was ich gerne gelebt hätte. Im Laufe der Jahre versuchte ich immer wieder diese Scheinwelt nach außen zu tragen, dass was ich zunächst nur auf Papier verewigt hatte, Wirklichkeit werden zu lassen. Als Kind begann ich schon alle meine Gedanken niederzuschreiben. Irgendwann würde ich es schaffen, diese Gedanken nach außen zu tragen und als Schriftsteller tätig zu werden. Es war der einzige Wunsch, der mich langfristig faszinieren konnte. Keiner meiner Freundschaften hielt lange. Einfache Konversationen stillten nie meinen Durst und Gespräche über das Wesentliche führte ich nur schwer. Ich vergaß auf Nachrichten zu reagieren und am liebsten erhielt ich erst keine. Mein Bezug zu anderen Menschen war stets kühler Natur. Bis ich sie eines Sommers traf.“

Das ist der Beginn an einer Kurzgeschichte an der ich zur Zeit arbeite 🙂 Ich würde mich über Feedback freuen!

Glück

In dieser weiten Welt war ich schon immer auf der Suche. Das Erfüllende an allem war dabei die Suche selbst. Dann bin ich dir begegnet und plötzlich gab es keinen Grund mehr zu suchen. Alle Wege hätten wohl letzlich nie an dir vorbei geführt. Dass Ergebnis dieser Suche war so schön, dass mich die Zweifel immer wieder eingeholt haben. Konnte es sein, dass du nur dafür geschaffen warst, die Einsamkeit in mir zu besiegen? Meine Gedanken kreisten umher und in all der Erfüllung entfernte ich mich von dem, was mir die Suche gelehrt hatte. Und somit verblasste die Magie.

Ich kehrte dir den Rücken zu und begab mich erneut auf die Suche um ein vollkommenes Glück fernab von dir zu finden. Aber das Glück rückte in Ferne und nichts konnte mich wirklich vergnügen. Du warst immernoch in greifbarer Nähe, aber der Zwang ohne dich vollkommen glücklich zu werden, war beständig.
Ich bin erneut am Ende meiner Suche. Dieses Mal weil eine Suche aussichtslos ist. Ohne deine Nähe entsteht eine große Leere, die ich nicht füllen kann. Glück allein bist nicht du. Aber du vermehrst alles Glück der Welt.

Die Fee

Die Tage verliefen ineinander in einer immerwährenden Schleife der Monotonie für die Fee. Morgens öffnete sie die Augen und abends schloss sie sie wieder. Was dazwischen geschah, hatte keinerlei Bedeutung. Alles war leer. Täglich ging sie mit den anderen Feen ihrer Arbeit nach, bis das Tageslicht verschwand. Tagein tagaus führte sie das unbeschwerliche Leben einer Fee. Das Wesen der Feen war äußert höflich; nie brachen sie das Herz eines Anderen, denn sie besaßen ein solches zerbrechliches Herz erst gar nicht. Gefühle und Emotionen traten nie zu Tage. Diese Dinge waren ihnen schlichtweg fremd. Die Natur hatte sie als perfektes Wesen erschaffen, welche die Dimension der Emotionen schon längst überschritten hatten. Die kleine Fee aber fühlte sich leer. Der Überdruss an Gutmütigkeit mit der sie in dieser Welt lebte, verstärkte diese Leere. An vereinzelten Tagen schlich sie sich aus dem Wald in die Ferne und betrat die Welt der großen Wesen, welche die Vollkommenheit noch nicht erreicht hatten. Schmerz, Freude, Glückseligkeit, Lug und Trug. Die Welt die da draußen war, war so fremd, doch sie vermochte es die große Leere in ihrem Herzen zu füllen und ihr Verlangen zu stillen. Auf jene Welt hatte sie schon immer gewartet. Und eines Tages verließ sie denn Wald letztendlich und nistete sich in die Welt der großen Wesen ein, fernab dessen was ihr bekannt war. Mit großer Lebenslust verfolgte die kleine Fee jede Neigung der großen Wesen. Ahmte ihnen nach und lebte wie sie bis ein Teil von ihr die Gefühle der großen Menschen nachzuempfinden versuchte. Die großen Wesen merkten alsbald, dass alle Taten der Fee aus Nachahmungen bestanden. Freundschaft, Liebe, Leidenschaft und Genuss waren kostbare Errungenschaften der großen Wesen, doch für die Fee waren das alles Lebensweisen, die sie nie hat vollständig auskosten können und so verschlug die Ablehnung sie nach einer halben Ewigkeit zurück in den Wald. Dort verbrachte sie erneut tagein tagaus ihr steriles Leben, bis die Leere sie erneut einholte. Sodann merkte sie, dass auch diese Welt kein Ort mehr für sie war. Das Leben der großen Wesen hatte sie nun mal schon geprägt. Ihr Hunger wurde im Wald nicht mehr gestillt. So verließ sie auch den Wald und war nun nirgendwo mehr zu Hause.

Glockenturm

Ich hörte jeden einzelnen Schlag. Der Glockenturm ertönte wie gewohnt zur Mittagsstunde. Die einzige Musik, die ich in diesem langen Leben vernahm. Ich wartete auf den letzten Schlag, ehe ich meine Arbeit wieder aufnahm. Diese Zeit am Tag ist die schönste. Das Zwitschern der Vögel, die Menschen auf dem Bazaar und ich, die im Einklang zum Glockenturm ein Lied einstimmte, welches ich selbst nie zu hören vermochte.
Meine Musik ist der Schlag des Turms und der Applaus nach jedem Lied.

Mondschein

Die Nächte verbringe ich auf dem Dach und blicke in die Dunkelheit, bis sie mich gänzlich umschlingt. Ich höre den zipernden Zikaden, umherziehedenen Katzen zu, bis die Nacht sie in die Dunkelheit zieht und nur die Stille übrig blieb. Würde ich meinen eigenen Atem nicht hören, würde ich denken, dass die Dunkelheit ebenso die Zeit verschlungen hat und ich eine Ewigkeit auf  diesem Dach verbringe. Jede Nacht will ich fest daran denken, dass die Ewigkeit nie endet, bis der sich langsam aufhellende Himmel, die Zeit wieder freiließ und die Sonne sich wie jeden Morgen zeigt.

Die Sonne geht auf. Rotgold scheint sie durch den leicht zugezogenen Vorhang. Es war Morgen geworden. Die Tage glitten aneinernar über, ohne dass ich die anernde Abfolge einer auf- und untergehenden Sonne aufhalten konnte. Die Nächte waren die längsten. Kein Sternenhimmel, ein leicht erhellter Mond in einer stockfinsteren Nacht.

Verschlossen

Ich war es gewohnt, diese Welt in seinen zwei Teilen zu leben. Auf der einen Seite die Welt, wie ich sie täglich sehe und erlebe und auf der anderen Seite du, den ich wie ein Geheimnis hüte. Die Welten verschwimmen mittlerweile ineinander, was einst geheim war, entfaltete sich nun in meiner anderen Welt. Doch die Angst ist groß, dass nun der Zauber verschwindet. Für mich warst du immer ein Märchen, welches ich nur in meiner für mich erschaffenen Welt sah. Du warst nur dann dort, wenn ich es schaffte mich von der anderen Welt zu lösen. Hört dieses Märchen auf, wenn ich beide Welten aufgebe und sie zu eins werden? Ist diese Liebe nur Teil eines Märchens, was ich tief in mir erblühen ließ? Wirst du auch bei mir sein, wenn dieses Märchen endet und der Zauber verblasst ist?

Resonanz

Der schwarze Flügel war hinten im Raum. Durch die Sonnenstrahlen, die auf die schwarze Lackschicht schienen, glänzte der Flügel und warf seine Farbspiele im Raum umher. Er saß auf dem Sitz. Die Schultern erst hängend und dann immer aufrechter, legte er seinen Fuß auf die Pedale und nach einem tiefen Seufzer berührte er die Tasten seines Klaviers. Die Spannung war groß. Bald würde der ganze Raum mit dieser Musik erhallt werden. Langsam fing er an zu spielen. Die tiefen Töne der Mondscheinsonate drangen in mein Ohr.  Mit Präzesur und Leidenschaft war der Raum alsbald voll mit den Tönen, die er erschaffen hatte. Erfasst von solch einer Melancholie, dass langsam eine Träne an meiner Wange herunterrollte.

Licht

Tief in der Dunkelheit wandere ich umher. Ich frage mich, wie lange es schon so dunkel ist. So dunkel und einsam … Wer war es, der mir das Licht im Leben geraubt hat? Habe ich etwa Tag für Tag selber die einzelnen Kerzen, die in dieser Dunkelheit spärlich etwas Licht gaben, ausgepustet? Die Kraft, die diese Kerzen am Leben hielt, verschwand wohl mit der Zeit. Werde auch ich irgendwann wie diese Kerzen mein Licht verlieren? So einsam und völlig in der Dunkelheit, würde niemand bemerken, dass ich verschwinde.

Strand

Sie lief voraus. Er schaute ihr hinterher und folgte langsam ihren Schritten. Ihre Fußabdrücke waren leicht in den Sand graviert. Er versuchte ihre Schritte nachzuahmen. Ihre Haare wehten in der leichten Brise umher, bedeckten ihr Gesicht und ihre Tränen. Sie war nur eine Haaresbreite entfernt, dennoch traute er sich nicht, seinen Arm nach ihr auszustrecken. Eine Kluft war zwischen ihnen. Manchmal reißte einen das Leben so weit auseinander, dass nicht einmal Gefühle diese Kluft überwinden können. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihren Schritten zu folgen. Immer mit dem selben Abstand, während ihr Blick nach vorne gerichtet war und er sie stumm  von hinten beobachtete.